THE CREW – Folge 783 KARO K.


Wir springen zurück ins Jahr 2000. Das erste Mal sprachen Karos Freund*innen aus der Gerber in Weimar und dem P20 in Arnstadt, ihrer zweiten Heimat, von diesem wahnsinnigen Festival hinter Riesa. Warum sie aus ihrer eigentlichen Homebase Roßwein davon noch nichts gehört hatte, bleibt für immer ein Mysterium. Die Angst etwas zu verpassen wuchs und so landete sie in ihrem kleinen Trabant bei nächster Gelegenheit in Glaubitz. Allerdings hatte sie keine Ahnung, welche Anforderungen so ein Festival stellt. Ohne Zelt, ohne Dosenravioli, mit Nix glich ihr erstes Back To Future einem großen Survivalabenteuer. Doch sie lernte schnell dazu und blieb dem Festival einige Jahre als Gast erhalten.

Zwischenzeitlich wuchs ihr Engagement im Jugendhaus Roßwein. Statt gelegentlicher Bardienste ging es bald um die organisatorischen Abläufe im Verein. Kursangebote, Konzerte, Sozialarbeit. Für einen ehrenamtlichen Vorstand waren viele Dinge zu koordinieren. Da wir die massive Unterstützung aus Roßwein z. B. mit Einsätzen beim Summerbash zu revanchieren versuchten, vertiefte sich der Kontakt immer weiter. Da es dieses wunderschöne Ein-Tages-Festival im idyllischen Freibad Wolfstal nicht mehr gibt und Karo inzwischen den Vorstandsposten im Jugendhausverein in jüngere Hände gelegt hat, hat sie Zeit für alte Leidenschaften. An ihrem neuen Arbeitsplatz im Waldbad Glaubitz fühlt sie sich besonders gut aufgehoben. Mit innerer Überzeugung reicht sie ihren Lieblingsshot über den Tresen – Mexikaner. Besonders das hauseigene BTF-Rezept, die Glaubitzer Luft und die Stimmung im Waldbad oder auf dem Reitplatz schaffen einen ganz besonderen Genuss. „Unbedingt probieren!“ empfiehlt sie.

BTF: Du hast schon vor der Ausbildung zur Zahntechnikerin deine Liebe zum Formen und Gestalten entdeckt. Mit den handwerklichen Fähigkeiten kam die Möglichkeit, Ideen gestalterisch umzusetzen. Inzwischen hast du eine kleine Werkstatt in Döbeln und unter deiner fachlichen Anleitung können z. B. die eigenen Eheringe angefertigt werden. Das sind sicher besondere Momente, wenn zukünftige Eheleute ihre Team- und Leidensfähigkeit an Säge, Feile und Schleifpapier erproben. Los, da gibt es doch sicher die ein oder andere Anekdote zu berichten. Wie viele kamen schon zum zweiten Mal? Wie viele kamen nie zum Einsatz?
Karo: Es ist tatsächlich so, dass ich aus der sehr intimen Situation der Kurse heraus viele Details der Beziehung mitbekomme. Das ist sehr spannend und dem Umstand geschuldet, dass im Alltag der Paare die künstlerische Auseinandersetzung eine ganz neue Erfahrung ist. Es wird viel gesprochen und sehr intensiv reflektiert. Die Initiative, den Kurs zu buchen geht eher von den Frauen aus. Die Männer lassen sich aber schnell begeistern, da sie davon ausgehen, dass das Ganze viel mit schmieden und hämmern zu tun hat. Dass eine ausgeprägte Grobmotorik nicht ganz so wichtig ist, merken sie aber ganz schnell. Klar gibt es dann auch unglaublich witzige Situationen. Eine Frage, die ich nach dieser Erfahrung nun im Vorfeld des Kurses kläre, ist: „Wollt ihr euch die Ringe gegenseitig anfertigen oder jeder seinen eigenen?“. Die Antwort der Frau „Äh, also der Ring sollte dann doch schön sein. Ich mache meinen selbst!“, beschwor eine mittelschwere voreheliche Krise herauf. Aber auch diese Ringe fanden im Anschluss ihren Platz am richtigen Finger. So wie alle anderen im Kurs entstandenen auch. Ansonsten graviere ich die Innenseite der Eheringe gern mit einem Motto und in der Handschrift des Gegenübers. Klar kam da auch schon „Sex, Drugs & Rock'n'Roll“ und das deutet an, wie die Beziehung begann. Nicht nur ein Lächeln bei mir erntete die Gravur eines Paares, die jeweils zum zweiten Mal vor den Altar traten und die Realitäten anerkannten: „Nützt ja nüscht!“ Ich meine, viel besser und persönlicher als die Initialen und das Datum der Hochzeit. Das merkt man(n) sich eigentlich auch bis Alzheimer anklopft. Und was danach damit anzufangen ist, muss mir noch jemand erklären.

BTF: Mit deinem Fellnasen Talisman hast du etwas ganz Außergewöhnliches entwickelt. Ergebnis ist ein Anhänger in der Form und mit den anatomischen Besonderheiten des eigenen Vierbeiners. Erzähle mal was davon.
Karo: Die Idee der Werkstatt war, eine persönliche Erfahrung mit einem Schmuckstück zu verknüpfen. Dieses Erlebnis macht ein Schmuckstück oder einen Ring zu etwas so Wertvollem, dass es mit Geld kaum aufzuwiegen ist. Mit Corona war so ein Erlebnis nicht mehr möglich. Meine Idee: ein individuelles Schmuckstück, für den es keinen Kontakt in Person braucht. Mit Hilfe eines von mir entwickelten Abdrucksets kann die Vorlage jeder an seinem Haustier selbst abnehmen. Diese landet dann per Post wieder bei mir und daraus entsteht ein ganz individueller Talisman. Die Nase eines Hundes oder anderer Tiere sind so einzigartig wie der Fingerabdruck eines Menschen.

Ah, da fällt mir ein: Zuletzt habe ich aus den Fingerabdrücken der Familienmitglieder ein Amulett für jemanden aus der Crew gemacht. Die Leute entwickeln ganz eigene Vorstellungen, mit meinen Ideen umzugehen. Ich bin wahnsinnig froh über diese Idee und wer Interesse hat, findet alle Infos auf meiner »Homepage oder im »Facebook ;-)

BTF: Aber du hast noch ganz andere Ideen. Du möchtest mit einem Low Carb High Protein Chip das abendliche Knabbern vorm Bildschirm revolutionieren. Knabbern ohne schlechtes Gewissen. Wann stellst du das Projekt bei Höhle der Löwen vor?
Karo: Bitte schreib das leise! Unser Geheimnis, hihi. Ja, ich hab‘ so viele Ideen, leider ist das z.B. nicht meine Branche. Falls sich auf diesem Weg jemand findet, der interessiert daran ist, mein Konzept umzusetzen, kann ich das gerne bei der Höhle des Löwen verkaufen :-D

BTF: Nochmal zurück zum Schmuck. Ich sehe gerade, deine Werkstatt ist trotz Coronaeinschränkungen voll. Aber nix kriminelles, sondern ein Muskelmann aus Berlin mit einem Hang zu elektronischer Musik und italienischen Opern werkelt an Merchandise. Kläre uns bitte auf!
Karo: Ja, das ist Rummelsnuff, quasi im Homeoffice. Ich fertige schon seit vielen Jahren die Schmuckelware für seinen Onlineshop und momentan arbeiten wir in geheimer Mission. Bleibt gespannt!