THE CREW – Folge 783 Benjamin K.
Eine unserer Geheimwaffen ist unser Empfangskommando an der Zufahrtsschleuse zum Campingplatz. Wir betreuen diesen Posten am liebsten selbst. Aus Kapazitätsgründen müssen wir den Staffelstab aber spätestens am Freitagabend an die Profis abgeben. Wer bis dahin den Zeltplatz erreicht, erkennt unser Ziel, das Erlebnis Festival hier beginnen zu lassen, hoffentlich schon an dieser Stelle. Für eure Mitfahrer können wir nichts. Für die Stimmung beim Festival schon. Einer jener, denen ihr als erstes begegnet, ist Benjamin. Auch er begann seine Karriere als Gast. Doch dort musste er feststellen, dass er dem lieblichen Geschmack des Bieres schnell erlegen war und dadurch gern mal ‘ne fest eingeplante Band verpasste. Wie ein roter Faden zieht sich dies durch seine BTF-Historie. The Kids hat er weder im Jahr seines ersten Besuches, noch in einem der folgenden erlebt. Hut ab. Irgendwann reifte die Erkenntnis, dass das Problem bestehen bleibt, ob er nun weiterhin als Gast oder doch mal als Helfer kommt. Was den Ausschlag gab? Natürlich Bier! Was schmeckte noch besser als Bier? Helferbier.
Eine gute Entscheidung, und ihm blieben Geschichten wie diese zukünftig erspart. 2014 war es, als seine Bezugsgruppe noch vorm Erreichen des endgültigen Standplatzes die Schürze des Autos an ‘nem Baumstamm beschädigte. Auf diesen Schreck ein schnelles Bier und Zeltaufbau. Dieser gestaltete sich schwieriger als gedacht und es flossen weitere Biere die trockenen Kehlen der erlebnishungrigen Reisegruppe hinab. Diese hastige Grundnahrungsaufnahme wurde der Fahrerin des Truppentransporters zum Verhängnis. Auf dem Weg zur Bühne kam ihr unerwartet eine Bordsteinkante dazwischen und der Weg ins Krankenhaus unumgänglich. Aus Mitgefühl warteten alle bei lauter Musik aus dem Autoradio und reichlich Bier auf ihre Rückkehr. Erst nachdem die Batterie den weiteren Dienst des Autoradios versagte, konnte die Freundin wieder in die Arme geschlossen werden. Für alle ist es noch heute ein Wunder, dass sie wenige Tage später mit amtlicher Schotterflechte im Gesicht und ausgeschlagenem Zahn das Bewerbungsgespräch für ihren Traumjob überstand. Alle sind sich einig, es lag am Bier.
BTF: Ehe wir Details deiner musikalischen Vita beleuchten, möchte ich auf eure Selbsthilfegruppe zu sprechen kommen. Kollektiv Wegbasteln. Punk im Spannungsfeld zwischen WG und Paarbeziehung, Großstadt und Pampa, politischem Aktionismus und künstlerischem Dilettantismus. Hilft es euch?
BK: 2013 gegründet, ein MP3-Player mit Shuffle-Funktion und los ging die wilde Fahrt. Wir haben dann schnell festgestellt, dass ja auch der DJ Freibier bekommt, also haben wir uns ‘nen Laptop und ‘ne kleine Nebelmaschine besorgt und haben von da an behauptet, wir haben das voll drauf und haben für Freibier und Schadensübernahme (die häufiger greifen musste) gespielt. Durch unsere gewagten Outfits und grandiose Bühnenshow, für die wir natürlich keine Kosten scheuen, waren wir schnell in aller Munde ;) und haben es sogar bis nach Hamburg mit diesem Müll ähhh DJ-Kollektiv geschafft. Zudem haben wir auch sportliche Highlights geschaffen wie die 10000 Würfel und die Portweintrinkmeisterschaft sowie die Kult gewordene Biershotchallenge (die besten Momente davon auf: »KOLLEKTIV WEGBASTELN) Auch eine Kochsendung haben wir gemacht, die ist auf unserem YouTube-Kanal zu finden, mit traditioneller Küche wie z.B. Ketwurst. Ob darüber hinaus noch weitere Spektakel folgen, wie die 100 Bier Woche (Mo.-Fr.) bleibt noch abzuwarten, da wir gerade nicht sehr aktiv sind. Zum therapeutischen Erfolg der Sache: eher durchwachsen würd‘ ich sagen, da sich meist keiner mehr an Gruppensitzungen erinnern kann, da alle immer zu wie ein Postschalter sind.
BTF: Außerdem spielst du bei den Waivers. Erzähl mal was dazu. Was macht ihr für Mucke? Was treibt euch an? Und was sieht euer Plan für die Band noch vor?
BK: Wir haben uns, glaub‘ ich, so circa Februar/März 2018 gegründet. Ich hatte mal wieder Bock, Mukke zu machen und hab dann über ein paar Monate tapfere Mitstreiter gesucht, die ich dann alle in einen Raum geschmissen hab und das hat komischerweise auch noch funktioniert. Wir machen – um das Underdog Fanzine zu zitieren: "Zielstrebig, schnell, hart und melodisch servieren Waivers ihren Punk im 80er HC-Stil". Letztes Jahr im August haben wir dann unser erstes Album mit ‘nem Kumpel aufgenommen, was in physischer Form als Tape bei Zehnagel Records erscheinen wird, wann ist noch nicht genau terminiert. Leider kam uns, natürlich wie allen anderen Bands, Corona dazwischen und der volle Kalender war Schnee von gestern. Aber wir haben die Zeit genutzt und neue Songs gemacht, damit planen wir dann eventuell eine E.P. auf Vinyl, aber das ist noch Zukunftsmusik. Cooler wäre es trotzdem, endlich mal wieder Live zu spielen, sogar mal auf dem BTF, wer weiß… ;)
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